Meine Forschungsthemen und -projekte sind zusammengefasst an der Schnittstelle zwischen den empirischen Bildungswissenschaften und der (Sozial-) Psychologie angesiedelt. Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind soziale Gerechtigkeit, Flucht und Migration, Determinanten von Kooperation und Zivilcourage im inner- und außerschulischen Bereich, Bedrohungserleben und kulturelle Identität. Im Folgenden stelle ich meine Projekte vor.
Meine Forschungsthemen und -projekte sind zusammengefasst an der Schnittstelle zwischen den empirischen Bildungswissenschaften und der (Sozial-) Psychologie angesiedelt. Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind soziale Gerechtigkeit, Flucht und Migration, Determinanten von Kooperation und Zivilcourage im inner- und außerschulischen Bereich, Bedrohungserleben und kulturelle Identität.
Im Projekt „Berufsbiografischer Hintergrund und professionelle Identität als Indikatoren professionellen Handelns von geflüchteten Lehrkräften“ wird am Beispiel geflüchteter syrischer Lehrkräfte des Refugee Teachers Program der Universität Potsdam geschildert, wie die persönliche und berufsbiografische Identität mit professionellem Handeln migrierter Lehrkräfte verwoben ist. Datengrundlage dieser Studie bilden Interviews mit elf geflüchteten Lehrkräften, die in den Jahren 2018 und 2019 durchgeführt wurden. Für die mittels halbstandardisierter Interviews befragten geflüchteten Lehrkräfte aus Syrien bedeutete der Krieg oftmals das Ende ihrer Lehrertätigkeit in Syrien, und der Einstieg in das Refugee Teachers Program die Hoffnung auf einen Wiedereinstieg in den Lehrberuf. Befragt zu ihrer selbst eingeschätzten professionellen Handlungskompetenz schildern die Lehrkräfte vornehmlich drei Herausforderungen während der beruflichen Praxiserfahrungen in Deutschland: (a) das Erlernen der deutschen Sprache im notwendigen Umfang; (b) die ausreichende Stärkung der professionellen Handlungskompetenz im neuen Kontext durch Praxiserfahrungen im Orientierungspraktikum und (c) die Beziehungen zu Kolleg:innen an der Schule, mit denen gemeinsam der Unterricht reflektiert werden kann. Die im Beitrag berichteten Ergebnisse über den professionellen Hintergrund und die aktuelle Situation migrierter Lehrkräfte geben Impulse, mögliche Weiterbildungsbedarfe und bisher verdeckte Ressourcen besser zu identifizieren und die berufliche Integration der Lehrkräfte zu verbessern.
In Kooperation mit:
Die heterogene Zusammensetzung und die gleichberechtigte Teilhabe in der Gruppe leisten einen Erklärungsbeitrag dazu, warum manche Gruppen bessere Leistungen erbringen als andere Gruppen. An dieser Stelle eröffnen sich viele Forschungsmöglichkeiten, aber auch Implikationen für die pädagogische Praxis. In Fortsetzung und Vertiefung mehrerer wissenschaftlicher Austauschrunden mit den Stanford Teaching Education Program in dem Zeitraum 2020-2023 wird ein Seminarkonzept für Kooperative Lehr-Lern-Formate in der Sekundarstufe I erarbeitet und empirisch begleitet. Für die pädagogische Begleitung wird der Ansatz des Complex Instruction (Komplexer Unterricht; https://complexinstruction.stanford.edu/) genutzt. Hierbei wird auf (sozial-) psychologische Befunde zu Intergruppenbeziehungen und auf erste Evaluationsergebnisse aus einem Workshop im April 2021 und aus der Winterakademie 2022 angeknüpft.
In Kooperation mit:
Ziel der geplanten Studie ist es, zu untersuchen, wie stark Unterschiede in der Übergangsempfehlung für ein Gymnasium und in der tatsächlich besuchten Schulform nach Übergang in die Sekundarstufe I zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ausfallen. Dabei soll auch geprüft werden, welchen Anteil Unterschiede in den schulischen Leistungen (Leistungstestwerte und Halbjahresnoten in Deutsch und Mathematik in Klasse 4) und in der sozialen Herkunft zur Erklärung dieser Unterschiede leisten bzw. welche Effekte verbleiben, die ausschließlich auf den Migrationshintergrund zurückzuführen sind.
In Kooperation mit:
Mit der Langzeitstudie über mehrere Semester vergleichen wir den Wissenszuwachs, den Studierende während ihres Praxissemesters erzielen mit dem Wissenszuwachs, den Studierende während eines regulären Universitätssemesters im Bachelorstudium bzw. im Masterstudium verzeichnen. Konkret untersuchen wir wie sich Wissen zu unterrichtsrelevanten Dimensionen auf das Beanspruchungserleben von Lehramtsstudierenden auswirkt und wie sich das pädagogische Wissen der Lehramtsstudierenden in unterschiedlichen Lehr-Lernformaten (Orientierungspraktikum, Seminar, Vorlesung) entwickelt.
In Kooperation mit:
Mein zentrales Forschungsinteresse in der Psychologie bezieht sich auf zwei Säulen (Säule 1; Säule 2) sozialer Austauschprozesse, die vielfach vernetzt unter sozial motivierte Determinanten zwischenmenschlichen Handelns über die Lebensspanne subsummiert werden können. Was sind die zentralen sozialen und affektiven Prozesse, die individuelles Verhalten und Erleben in verschiedenen ungleichen Kontexten über die Zeit lenken? Die zentrale Annahme, die meine Forschung leitet, ist, dass Erfahrungen und Einflüsse im persönlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Umfeld bestimmen, wie Personen auf wahrgenommene Normverletzungen und existentielle Ängste reagieren. Das Verhalten einer Person verstehe ich somit in der Tradition von Kurt Festinger als ein Produkt aus den in der Person angelegten Persönlichkeitseigenschaften und ihrer Umwelt. Neben Persönlichkeitsdeterminanten bewirken maßgeblich saliente Werte und Normen, wie Verhalten in Reaktion auf soziale Ungerechtigkeit und existentielle Ängste über die Zeit und Situationen hinweg organisiert wird und das individuelle Funktionsniveau beeinflussen. Ich verwende einen multimethodalen Ansatz, der Selbstbericht, Experimente, prozessorientierte Studien mit Hilfe von Experience Sampling Methoden, Verhaltensmessungen und sozial-kognitiven Paradigmen untersucht.
Sowohl in der Sozialpsychologie verankerte Determinanten wie die Stimmung der helfenden Person als auch eher allgemeinpsychologische Faktoren wie kausale Attributionen werden für die Vorhersage prosozialen Verhaltens in meinen Studien getestet und repliziert. Ein theoretischer wie praktischer Erkenntnisgewinn konnte für eine besondere Form prosozialen Verhaltens, nämlich Zivilcourage gezeigt werden: zivilcouragiertes Verhalten kann im Vergleich mit Hilfeverhalten nicht anhand positiver oder negativer Stimmung, jedoch mit intra-personalem Mut und Gerechtigkeitssensibilität erklärt werden Dieses Ergebnis schließt sich an empirische Befunde an, die zivilcouragiertes Verhalten als ein durch Ärger und Empörung begleitetes mutiges Verhalten beschreibt, das dazu beiträgt, gesellschaftlich-ethische Normen ohne Rücksicht auf eigene soziale Kosten durchzusetzen.
Ein aktuelles Projekt in Kooperation mit der Bergischen Universität Wuppertal untersucht den Einfluss von Ungerechtigkeitssensibilität und chronischem Ärger auf das Eingreifen in schwachen und starken Situationen. Dabei werden unterschiedliche inner- und außerschulische Situationen systematisch verglichen.
In Kooperation mit:
Bedroht oder eliminiert beispielsweise der Austauschprozess mit einer anderen Person die eigenen Freiheiten, entsteht psychologische Reaktanz, d.h. ein aversiver motivationaler Zustand. Dieser Zustand zielt darauf ab, die bedrohte Freiheit zu sichern oder wiederherzustellen. Meine Forschung zeigt, dass Freiheitseinschränkungen vor allem dann Reaktanz auslösen, wenn sie das kulturell oder situativ relevante Selbstkonzept einer Person bedrohen. Als weiteres robustes Phänomen zeigt sich, dass Mortalitätssalienz bedrohlich für das Selbst ist und zur Motivation führt, wichtige Überzeugungen zu verteidigen, das eigene Selbst gegenüber Angriffen zu schützen oder gegenüber anderen einen positiven Eindruck zu machen.
Reaktanz zielt darauf ab, die bedrohte Freiheit zu sichern oder wiederherzustellen. Reaktanz führt zu Erregung, Unwillen und Widerstand und auch zur Abwertung von Interaktionspartnern. Informationen werden dann in eine bestimmte Richtung verzerrt, Ideen und Anliegen, die objektiv berechtigt sein mögen, abgewertet. So besagt die Reaktanztheorie (z.B. Brehm & Brehm, 1981), dass Personen auf individuelle Freiheitseinschränkungen mit dem Bestreben reagieren, ihre Freiheit wieder herzustellen. Die kulturelle Identität bzw. das kulturelle Selbst spielt hier zusätzlich eine wichtige Rolle. Ob Reaktanz also auftritt oder nicht, hängt stark davon ab, ob die Freiheitsbedrohung wichtige Aspekte des Selbst betrifft. Dies wird besonders deutlich in der kulturellen Forschung zu Reaktanz. In Bezug auf die Frage der Universalität von Reaktanz in verschiedenen Kulturen, hat sich gezeigt, dass es, in Abhängigkeit vom kulturellen Kontext, eine Rolle spielt, wessen Freiheit eingeschränkt wird. Personen aus einer sog. individualistischen Kultur mit einem independenten Selbst fokussieren vor allem auf persönliche Attribute, die von anderen unabhängig sind, also zum Beispiel auf ihre individuelle Einmaligkeit, ihre Unabhängigkeit und ihren persönlichen Nutzen (häufig in westlichen Ländern, wie den USA oder Westeuropa vertreten). Personen mit einem eher kollektivistischen Hintergrund, die eher ein interdependentes Selbst haben, sehen ihre Identität demgegenüber vorwiegend in der Verbundenheit mit anderen Personen oder Personengruppen und betonen den interdependenten Zusammenhalt und das Wohlergehen der Gruppe (diese kulturelle Sichtweise ist häufig in Asien oder Südamerika zu finden; Triandis, 1995). Dementsprechend fanden Studien, dass Studierende und Mitarbeiter:innen an einer amerikanischen Universität stärker auf Einschränkungen individueller Freiheit reagierten, als Personen mit kollektivistischem Hintergrund (Taiwanesen, Mexikaner, Chinesen), die eher auf Einschränkungen kollektiver Freiheiten mit Widerstand reagierten (Jonas et al., 2009). Interessanterweise konnte dieser Widerstand in einem ökonomischen Zusammenhang auch analog zum kulturellen Selbst reduziert werden. Kollektivistische Personen befürworteten eine ökonomisch wichtige Maßnahme in geringerem Ausmaß, wenn eine Einschränkung der Gruppe mit dem Nutzen für die einzelne Person begründet wurde. Für individualistische Personen hingegen ergab sich das entgegengesetzte Muster: Diese reagierten am stärksten auf die individuelle Kostenbedingung und zeigten dementsprechend die geringste Bereitschaft zu helfen (Niesta-Kayser et al., 2023).
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Gemäß der Color-in-Context Theory von Elliot und Maier (2012) führt das Betrachten von Farben zu Evaluationsprozessen, in denen Stimuli als zugeneigt oder feindlich durch den Betrachter eingeschätzt werden. Diese Einschätzungen lösen appetitive oder aversive Motivation aus, die wiederum zu Kognition und Verhalten führen. Die Einschätzung eines Stimulus als zugeneigt fördert appetitive Affekte (d.h., Freude, Hoffnung), Kognitionen (d.h., flexibles, globales Verarbeiten von Informationen), und Verhalten (d.h., offene Annäherung), wohingegen die Einschätzung eines Stimulus als feindlich aversive Affekte (d.h., Ängstlichkeit, Furcht), Kognitionen (d.h., starres, detailliertes Verarbeiten von Informationen) und Verhalten (d.h., offene Vermeidung) nach sich zieht. Aufbauend auf diese Untersuchungen verfolgte das vorliegende Projekt drei Ziele: (1) Der kontextspezifische Rahmen soll hinsichtlich der Art an interpersonal ausgelöster Motivation, d.h. Annäherungs- vs. Vermeidungsmotivation infolge der Farbe Rot näher bestimmt werden. (2) Auf theoretischer Ebene wurde diskutiert, inwieweit die beobachteten Rot-Effekte auf Konditionierungsprozesse und / oder eine biologische Grundlage zurück zu führen sind. Die konzipierten Studien sollen einen Beitrag zu dieser Diskussion liefern. (3) Die meisten Untersuchungen zu diesem Thema testen ihre Hypothesen auf Selbstberichtverfahren. Im Rahmen dieses Projektes wurden darüber hinaus verstärkt verhaltensbezogene und psychophysiologische Daten erhoben, die über den Selbstbericht hinausgehen.
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